Unser Gartenprojekt im Februar

Februar-Update im Gartenjahr

 Es geht um Ungeduld, große und kleine Pläne und Du lernst die Gartendesignerin kennen!

Ich werde ungeduldig. An sonnigen Tagen möchte ich beginnen, in der Erde zu wühlen, an grauen Tagen deprimiert mich der Blick aus dem Fenster. Am liebsten würde ich mit dem Finger schnippen und im Handumdrehen eine grüne Oase entstehen lassen. So geht das doch auf Instagram, oder?

Im letzten Jahr zur gleichen Zeit äußerte sich diese Ungeduld in einem kleinen Gartenkaufrausch: Dahlienknollen in Hülle und Fülle und Blumensamen für Cool Flowers. In diesem Jahr bräuchte ich mich nur zu gedulden. Meine Dahlien ruhen in ihrem Winterquartier, Jungpflanzen meiner liebsten Einjährigen habe ich vorbestellt. Nur das mit der Geduld will nicht so richtig klappen.

Am liebsten würde ich die Zeit vordrehen, die Frühblüher an ihren zaghaften Spitzen Grün aus der Erde ziehen, die Gartenmöbel auf die Terrasse schieben. Es könnte jetzt wirklich endlich Frühling werden!

Meine innere Stimme erinnert mich daran, dass es bis in den März hinein noch mal richtig Winter werden kann. Eisig, wie 2021, als sich die Ostsee am Strand zu kleinen Eiswelten türmte. Mit Schnee, wie es an Ostern manchmal passiert. 

Und was mache ich? Ich kaufe mir einen großen Stapel neuer Gartenbücher. Viele davon standen schon im letzten Jahr auf meiner Wunschliste. Und mit den Blättern in den Büchern bekomme ich noch mehr Lust auf die warme Saison mit ihrer üppigen Blütenpracht. Vielleicht sollte ich doch einen kleinen Schnittblumengarten anlegen? 

Ich beschließe, dass ich endlich Klarheit und Struktur in meine Pflanzliste bringe. Zur Visualisierung gönne ich mir das Staudenkit von Jora Dahl. Darin finden sich typische Stauden-Portraits mit ihren Eigenschaften. Für eine gute Visualisierung drucke ich mir die Karten auf Fotopapier aus, bis meinen Drucker leider das Zeitliche segnet. Netzteil defekt. 

Beim Wochenendeinkauf tröste ich mich mit Frühblühern im Topf. Sie stehen in der Reste-Ecke. Innerlich rechtfertige ich die ungeplante Ausgabe damit, dass ich die Pflanzen vor der Mülltonne rette. Aus Dankbarkeit belohnen sie mich nach zwei Tagen auf der Fensterbank mit ersten Blüten. Ich bin besänftigt. 

Erste Gedanken zu Papier gebracht

1) Links auf dem oberen Bild siehst Du einen ersten Entwurf, den unsere Gartendesignerin Alex Schäler rund um das Haus zu Papier gebracht hat. Dieser greift viele der Punkte meiner Wunschliste für die Gartenbereiche auf, die ich im Januar mit Dir teilte.  Wenn der Plan maßstabsgetreu und digital aufgearbeitet ist, wirst Du ihn im Detail sehen.

Besonders schön finde ich die geschwungene Wegführung und ihre Ideen zum Spiel mit Höhen und verschiedenen Blickwinkeln. Eine der Herausforderungen ist es, die Parkplätze „verschwinden zu lassen“. Hier gibt es Ideen zur optischen Abgrenzung mit Hochbeeten und einem Wall.
Wenn wir den finalen Plan haben, gehe ich sehr gerne mit Dir dazu ins Detail.

2) Beim Durchsehen des Staudenkits fiel mir auf, dass ich mich bisher nicht mit dem Boden vor Ort beschäftigt habe. In der Literatur wird sogar eine Bodenprobe empfohlen, um die Ansprüche der Pflanzen an ihren zukünftigen Standort erfüllen zu können. 

Auf den ersten Blick stufe ich unseren Boden als frisch bis feucht ein. Im abschüssigen Bereich zum Teich hin steht sogar eine Schwarzerle und diese Bäume haben eine Vorliebe für „feuchte Füße“. 

Nahe am Haus normalisiert sich der Wassergehalt im Boden, aber es ist nie wirklich trocken, so wie ich es zum Beispiel aus meiner Heimat Brandenburg oder von strandnahen Gärten kenne.

3) Die Ableitung von Stauden aufgrund des ersten Eindrucks vom Boden fällt mit gemischten Gefühlen aus:

  • vermutlich ungeeignet, weil trocken liebend sind: Federgras, Prachtkerze und auch Salbei
  • auch mein geliebter Türkischer Mohn mag es eher normal-trocken, wie auch Kugeldisteln, Leinkraut oder Skabiose
  • wohlfühlen werden sich im normal-frischen Bereich nahe dem Haus und der Terrasse: Anemonen (lieb ich sehr!), Akelei, Sterndolden, Phlox, Fenchel und auch Gräser wie die Waldschmiele
  • für den frischen Bereich gefallen mir Fingerhut, Lupinen, Glockenblumen, Ehrenpreis, Vergissmeinnicht und auch Funkien und der Wiesenknopf gut
Wie viel von dieser Auswahl bleibt, entscheidet auch der Stand der Sonne in den verschiedenen Bereichen. Da wir einen schönen Bestand an Altbäumen haben, wird es vorwiegend halbschattig sein. Ich werde mir den Lauf der Sonne ansehen und sonnenexponierte Plätze notieren.
So sieht ein Teil des zukünftigen Gartens noch aus
Potenzial zum Lieblingsplatz: unter der Birke am Steg

Über Alex Schäler

Interior Design und Garten Design sind Deine beruflichen Leidenschaften.
Was verbindet sie für Dich?

Im Grunde verbindet all meine Gestaltungszweige eine gemeinsame Sache. Gutes, nachhal(l)tiges Design. Die Basis eines guten Designs bilden wohlgewählte Proportionen, eine fein gesetzte Spannung, effektvolle Farbkonzepte und ein formuliertes Wirkungsziel. Damit lassen sich alle Gestaltungsgrundsätze auf jedes Designthema gleichermaßen übertragen.

Worauf achtest Du bei der Gestaltung eines Gartens im Kund*innenenauftrag?

Neben den handwerklichen Designgrundsätzen, die immer zum Tragen kommen, ist die erste Frage stets, was sich der Kunde von dem Garten erhofft, welche Aufgaben dieser erfüllen sollte und welches Gefühl man sich im Garten wünscht. Anschließend gehe ich mit meinen Fragen immer weiter ins Detail, bis am Ende ein Wunschbild mit Prioritätenliste entsteht. Danach ist es meine Aufgabe, all die Wünsche in einem wertvollen Raum zusammenzuführen und dabei auf Umsetzbarkeit und Verbindung zum Umfeld zu achten. Am Ende sollte sich jeder Kunde in SEINEM Garten wieder- und zu Hause fühlen.

Was war Dir bei der Gestaltung Deines Gartens wichtig und wie hast Du es umgesetzt?

Es gab da einige Prioritäten. Der Garten musste unbedingt pflegeleicht und nachhaltig sein, verschiedene Wohlfühl- und Genussorte bereithalten sowie täglich dieses leichte beschwingte Gefühl von Urlaub verströmen.

Pflegeleicht heißt für mich, dass ich nur selten in den Garten MUSS – in unserem Fall vielleicht 1 1/2 h pro Woche (inkl. Rasenmähen) – die Gartenfreude aber auf 12 Monate im Jahr maximiert wird.

Nachhaltig bedeutet, dass wir standortgerechte Pflanzungen ausgesucht haben, möglichst viele regionale Materialien verwenden, ausschließlich organisch düngen, wenig Wasser einsetzen müssen und ein breites Angebot für allerlei Insekten und Getier bereithalten.

Genussorte, wie Sitz- und Ruheplätze, sind so wertvoll, weil jeder einzelne eine Einladung ausspricht, hinaus in den Garten lockt und Momente der Ruhe, der Langsamkeit ermöglichen, die ein Sein im Hier und Jetzt bereithalten.

Mit dem Wehen der Gräser, dem Duft nach Thymian, Lavendel, Fenchel und Minze, dem gestreuten Schatten-Lichtspiel und dem steten Rauschen des Windes fühlt sich unser Garten jeden Tag, wie ein wertvolles Hideaway an.

Lesetipp

In der aktuellen Ausgabe der Barbara findest Du Alex Arbeitsplatz abgebildet. Als Interior-Designerin liebt sie es, mit Neonfarben Akzente zu setzen. Sieh Dich für mehr Inspiration rund um das Thema Wohnen und Garten gerne auf ihrem Instagramkanal oder ihrer Website um.

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